Diskos nur für Deutsche?

Veröffentlicht am 06.06.2008 in Lokalpolitik

Mitbürger mit ausländischen Wurzeln monieren Abweisung an Lokaltüre - Integration?

Donau TV lud zu brisanter Podiumsdiskussion in den Bahnhof
"Integration in Niederbayern" war am Mittwochabend das Thema einer Podiumsdiskussion in der Bahnhofsgaststätte, zu der Donau TV und das Deutsche Erwachsenen-Bildungswerk eingeladen hatten. Grundlage für die Debatte bildete der Versuch von Peter Stranninger, inzwischen Verwaltungsrat für Integrationsfragen, zusammen mit ausländischen Mitbürgern in die Diskothek "Stars" eingelassen zu werden, was scheiterte (wir berichteten). Damit stand vor allem eine Frage im Raum: Sind Diskotheken in Deutschland nur für Deutsche?
Die Diskothek "Stars" sei letztes Jahr ausgewählt worden, weil ver stärkt Vorwürfe geäußert worden seien, Ausländer würden dort keinen Zutritt erhalten, so Peter Stranninger, Verwaltungsrat für Migrations- und Ausländerfragen. Das "Stars" sehe man als Beispiel für alle Diskotheken in Deutschland.

Er sei anständig gekleidet gewesen und habe sich auch so verhalten, sagte Halil Demir, Vorsitzender des Ausländerbeirats, der damals auch versuchte, ins "Stars" eingelassen zu werden. Trotzdem sei er vom Türsteher mit einem "Heute nicht" abgewiesen worden. Wer blaue Augen und blonde Haare habe, komme rein. Er verstehe, wenn Betrunkene oder Leute, die Ärger machten, nicht eingelassen würden. Aber anständige Leute draußen zu lassen, sei nicht okay.

Tommy Serano, Besitzer der Diskothek "Stars", stellte klar, dass er bei der damaligen Situation nicht präsent gewesen sei. Er entschuldige sich im Namen der Diskothek. Das Verhalten der Türsteher sei nicht in Ordnung gewesen, aber es sei schwierig für die Männer von der Sicherheit. "Die Tür ist die Visitenkarte einer Diskothek", so Serano. Den perfekten Türsteher gebe es nicht. Er betonte aber auch, dass Sicherheit für die Diskothek an oberster Stelle stehe und die Türsteher bei der Beurteilung der Gäste größtenteils richtig entschieden.

Rocker und Nazis

Der Eintritt werde Personen verweigert, die betrunken seien, einen gewalttätigen Eindruck machten oder Gewaltpotential in sich bergen könnten, erklärte Serano. Auch Rocker und Nazis zählt er dazu. Wenn jugendliche Ausländer in Gruppen kämen, sei Ärger programmiert. Deshalb sei man ausländischen Mitbürgern gegenüber sensibilisiert. Er würde aber jederzeit gerne ausländische Gäste begrüßen und sieht das "Stars" auf einem guten Weg, Sicherheit und Integration zu vereinen.
Zu der Zeit, als die Vorgänger-Diskothek "Max" die Räume im Gäubodenpark gepachtet hatte, sei jeden Tag die Polizei vor der Tür gestanden, sagte Tommy Serano. Franz Kölbl vom Ordnungsamt bestätigte, dass es dort heute im Gegensatz zu früher weniger Probleme gebe. Er erklärte außerdem, dass Diskothekenbetreiber in Deutschland bestimmen dürften, wer ihr Lokal betreten darf und das ohne Begründung. Wenn gesagt werde, "deine Nase gefällt mir nicht" müsse man das akzeptieren.

Menschenrechte?

Im Publikum meldeten sich Neil Demir und Hersi Isse, beide SPD- Listenkandidaten bei der Stadtratswahl, und bei der damaligen Aktion vor der Diskothek "Stars" dabei. Demir erklärte, dass es Diskriminierung sei, Ausländern den Zutritt zu Diskotheken zu verwehren. Hersi Isse stellte gar die Frage, ob denn die Rechte des Wirtes über den Menschenrechten stünden. Franz Kölbl antwortete, dass er nicht glaube, dass sie wegen ihrer Hautfarbe abgewiesen worden sei. Er selbst habe die Einlasskontrollen des "Stars" überprüft und keine Beanstandungen zu machen. Hersi Isse aber hielt an ihrer Vermutung fest. Sie verabscheue versteckten Rassismus, ihr sei es lieber, wenn ihr jemand "Ausländer raus" ins Gesicht sage.

Zvonimir Pervan, Nebenstellenleiter des Deutschen Erwachsenen- Bildungswerkes, betonte, dass Stolz für bestimmte Volksgruppen eine wichtige Rolle spiele. An der Diskothekentür abgewiesen zu werden, könne da schon das Ego verletzen. Deshalb sei Integration so wichtig und diese funktioniere nur durch persönliche Kontakte.

Integration müsse schon im Kindesalter beginnen, forderte Peter Stranninger. Deutschland sei ein Einwanderungsland, deshalb sei das bayerische "Mia san mia" nicht mehr angemessen. "Wir müssen uns Anderen gegenüber so verhalten, wie wir selbst behandelt werden wollen", stellte er heraus. Man müsse außerdem "gemeinsam miteinander, nicht übereinander reden", sagte Stranninger. Er forderte, "nicht zu warten, bis der andere anfängt, sondern selbst den ersten Schritt zu machen". Denn man müsse bedenken, "dass wir alle fast überall Ausländer sind".- fra -

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