Landtagsvizepräsident, MdL Franz Maget beim Sozialempfang in Straubing- Bogen

Veröffentlicht am 04.11.2011 in Unterbezirk

„Unsere reiche Gesellschaft ist an manchen Stellen ganz schön arm“
Ehrenamtliche bringen Licht ins Dunkel - Landtagsvizepräsident Franz Maget beim Sozialempfang der SPD- Landtagsfraktion und Unterbezirk Straubing. Der Straubinger Landtagsabgeordnete Reinhold Perlak lud im Namen der SPD-Landtagsfraktion im Zusammenarbeit mit dem SPD Unterbezirk Straubing zum Sozialempfang nach Oberalteich ein. Mehr als 120 im sozialen Bereich tätige Ehren- und Hauptamtliche folgten seiner Einladung und erlebten mit dem Landtagsvizepräsidenten Franz Maget, MdL, einen stimmungsvollen und schönen Abend mit einem interessanten Vortrag und interessanten Gesprächen.

Reinhold Perlak erinnerte bei seiner Begrüßung daran, dass man eine reiche Gesellschaft daran erkenne, wie sie mit den Armen umgehe. Er freute sich über den regen Besuch und ehrte mit Franz Maget eine Reihe von Ehrenamtlichen, die von ihren Organisationen und Vereinen wegen ihrem ganz besonderen Engagement vorgeschlagen wurden. Bürgermeister Franz Schedlbauer würdigte die Anwesenden in seinem Grußwort und dankte ihnen dafür, dass „sie ihre Freizeit für das Gemeinwohl opfern“. Dem schloss sich Heinz Uekermann, SPD Kreisvorsitzender, an, in dem er die Ehrenamtlichen „als Rettungsschirm für die Menschen in Stadt und Landkreis“ lobte.

Landtagsvizepräsident Franz Maget begann mit einem Zitat von Wilhelm Busch, der schon wusste: Willst du froh und glücklich leben, lass dir ja kein Ehrenamt geben! – „Sie haben sich nicht daran gehalten“, so Franz Maget, „ und dafür danken wir Ihnen heute. Maget gab zu bedenken, dass Ehrenamtliche sich da einbringen müssten, wofür in unserem Staat, in unserer Gesellschaft kein Geld und kein Personal (mehr) vorhanden sei. Er warnte aber auch davor zu sehr zu jammern, dass man zu viel Zeit und ggf. selber Geld mitbringen müsse – „da brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn wir keinen Nachwuchs mehr finden!“ Maget bat auch darum, die nicht zu vergessen, die sich in ihrem Ehrenamt für die Demokratie einsetzten – die vielen politisch Aktiven, „die sicher genau so wichtig sind wie Sie! Auch sie erleben, dass sie für ihr Engagement geschimpft werden und immer zu viele Besserwisser da sind, die aber bei den nächsten Wahlen für kein Amt zur Verfügung stehen“.

Franz Maget erinnerte sich an seine 21monatige Zivildienst- Zeit in einer neurologischen Klinik und erzählte davon, wie er als junger Mann erstmals mit schwerstkranken und sterbenden Menschen in Kontakt kam. „Doch das Ehrenamt gibt einem auch etwas: man lernt wunderbare Menschen kennen, lernt viel über das Leben, erlebt, dass man zusammen viel erreichen kann und dass es Freude macht, anderen helfen zu können“. Maget fragte sich aber auch: „Wie arm und leer muss das Leben derer sein, die nur an sich selber denken?“

„Sie sind keine Egoisten, sind sogar noch bescheiden und wie oft hört man ein ‚ist schon recht’“, so Franz Maget wieder an die Zuhörer gewandt. „Wir sind heute hier um Ihnen Dankeschön zu sagen. Ich überbringe Ihnen den Dank der SPDLandtagsfraktion - Gut dass es Sie gibt!“ Maget richtete aber auch einen Appell an die Arbeitgeber in der Region: „Wenn wir Ehrenamt haben wollen, müssen auch alle dafür etwas tun. Auch die Arbeitgeber müssen es mittragen, wenn junge Menschen sich engagieren wollen – z.B. bei der FFW, kann es dann beim Einsatz nicht heißen „das geht nicht“.

Franz Maget erinnerte auch an die vielen Hauptamtlichen, die oft mehr leisten, als in ihrem Tarifvertrag vereinbart sei. Der soziale Bereich sei ein großer Wirtschaftsfaktor, hier arbeiteten viele - meist Frauen – am und mit den Menschen bei sehr geringem Verdienst. Maget forderte einen fairen Lohn und speziell für die Frauen „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Er kritisierte, dass in unserer Gesellschaft die Zuwendung an Menschen weniger wertgeschätzt würde, als die Produktion von Waren oder Dienstleistungen. Der Landtagsvizepräsident gab zu, in der letzten Bankenkrise ein neues Wort gelernt zu haben: systemrelevant, was so viel bedeutet wie „wichtig für das Funktionieren einer Gesellschaft“. Bei Banken könne das zutreffen, „beim Ehrenamt trifft es auf jeden Fall zu“, so Maget. Er bestärkte die Anwesenden darin nicht zu betteln, wenn sie was bräuchten, sondern selbstbewusst zu fordern, denn sie hätten einen Anspruch auf Unterstützung und Ausstattung. Hier griff er die Aussage Reinhold Perlaks auf, eine reiche Gesellschaft erkenne man am Umgang mit den Armen. „Nicht Aktienkurse und nicht das Bruttoinlandsprodukt oder die Exportweltmeisterschaft ist entscheidend. Es ist der Umgang mit der Pflege der Senioren, der Hilfe für Behinderte und Kranke, der Unterstützung von Armen und Wohnungssuchenden, der Arbeit von Sportvereinen usw. – schlicht die Bewertung menschlichen Lebens.“ Maget erklärte, es seien genügend die keine Hilfe bräuchten, aber es gebe immer mehr Arme, mehr Alte, mehr Bedürftige. Deshalb kämpfe die SPD auch heute noch für Gerechtigkeit und soziale Ausgewogenheit.

Franz Maget berief sich auf die historische Erfahrung, wie Deutschland nach dem WKII einmalig auf der Welt ein funktionierendes soziales Sicherungssystem etablierte. „In den
USA sind 40 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung – bei uns unvorstellbar, hier hat jeder Anspruch auf ärztliche Hilfe und medizinische Versorgung“. Doch Maget sieht dieses
hohes Gut, dass sich die Menschen hart erkämpft haben, heute in Gefahr: „Eine 2- Klassen- Medizin macht sich breit, das Solidarprinzip, dass der Starke für den Schwachen eintritt, wird aufgebrochen!“ Maget erinnerte daran, dass weltweit viele ihre komplette Altersversicherung verloren hätten, als die Aktienkurse eingebrochen sind. „Die gesetzliche Altersversorgung in Deutschland ist zwar bescheiden aber stabil“, so Maget weiter. Er erklärte aber auch, dass zur sozialen Marktwirtschaft auch gehöre, dass man von seiner Arbeit leben könne. Es sei ihm unverständlich, dass ein Mindestlohn, eh nur eine Minimalanforderung, abgelehnt werde. Maget erklärte, dass bei einem Mindestlohn von 8.50 Euro brutto bei 40 Stunden Arbeit im Monat nur 1100.- Euro brutto bzw.750- 800.- Euro netto herauskämen. Doch selbst das sei manchen Arbeitgebern noch zu viel und der Staat müsse jährlich 11 Mrd. Euro für Aufstocker dazugeben. Maget fragte die Zuhörer, wie es wohl komme, dass das vergleichsweise kleine Deutschland wirtschaftlich vor China, Indien, Russland (mit seinen unerschöpflichen Bodenschätzen) und den USA liege? „Gute Ausbildung, unsere soziale Marktwirtschaft, Arbeitnehmer- Mitbestimmung und –Rechte, wie z.B. der Kündigungsschutz und damit eine soziale Ausgewogenheit hätten dies gewährleistet. Das wolle man jetzt alles aufgeben?

Maget prophezeite, dass die sozialen Hilfen in Dichte und Breite nicht nur aufrechterhalten, sondern weiter ausgebaut werden müssten. Der Sozialbericht der Regierung zeige, dass unsere reiche Gesellschaft an manchen Stellen ganz arm sei. Maget findet die Tafeln toll – die 1000. Tafel wurde erst kürzlich eröffnet – und honoriere die Arbeit der Ehrenamtlichen dabei, es sei aber eine Schande und es dürfte sie gar nicht geben müssen, in einem Land wie Deutschland. Sein abschließender Appell an dieser Stelle „Machen Sie weiter, Sie bringen ein bisschen mehr Wärme in unserer Gesellschaft“ bleibt hoffentlich nicht unerhört.

Anschließend ehrten Franz Maget, Reinhold Perlak und Heinz Uekermann eine Reihe von Ehrenamtlichen, die von ihren Organisationen und Vereinen wegen ihrem ganz besonderen Engagement vorgeschlagen wurden.

Foto:Landtagsvizepräsident, MdL Franz Maget & SPD Unterbezirksvorsitzender, Kreisrat Heinz Ueckermann.

 
 

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